• Home
  • Zeitungsbericht Schüleraustausch 2011

Ein Schulgebäude so groß wie der Deutsche Bundestag
Auch dieses Jahr machten sich 15 Schüler des Faust-Gymnasium-Staufen wieder auf die Reise nach China. Zweieinhalb Wochen in China, ein Land für Entdecker und ein Land der Gegensätze: Bitterkalt im Norden, ein Brutnest der Hitze im Süden. Neben riesigen Prestigebauten, findet man die Armenviertel. Gerade wegen dieser Gegensätze wunderschön, aber oft für uns auch verwirrend. Ein Schüleraustausch in eine uns in vielen Dingen noch fremde Welt.

China: Nirgendwo leben mehr Menschen auf der Welt als hier, logisch das uns die Orientierung oft nicht gerade leicht viel. Allein unsere Partnerschule in Wuhan, im Landesinneren China's gelegen, besuchen täglich knapp 4000 Schüler. Groß ist in China nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Ob die Schüleranzahl oder das Schulgebäude (von der Größe her vergleichbar mit dem Deutschen Bundestag), gigantisch ist unsere Partnerschule im Vergleich zu dem was wir aus Deutschland kennen. Zwölf Basketballplätze, eine Schwimmhalle, eine Mensa in der 4000 Schüler Platz haben und jeder Klassenraum mit Beamer und Elektronik ausgestattet. Da konnten selbst die, für westliche Verhältnisse, dreckigen Toiletten unsere Begeisterung nicht abebben lassen.

In Deutschland heiß diskutiert ist die Ganztagsschule in China schon gang und gebe, vor fünf Uhr geht hier keiner nach Hause. Den Unterricht erträglicher macht aber das Schüler-Lehrer-Verhältnis, von ihren chinesischen Kollegen könnten sich unsere Lehrer ruhig mal eine Scheibe abschneiden. Im Gegensatz dazu sind sind wir in Wuhan auch mit dem chinesischen Nationalstolz konfrontiert worden: Jeden Montag wird die Flagge gehisst. Man kann von dieser Zeremonie halten was man will ein eindrückliches Erlebnis, die chinesische Nationalhymne aus 4000 Mündern über den Schulplatz schallen zu hören, war es für uns allemal. Unsere alten Partner, die bei uns in Deutschland waren, konnten wir leider nicht wieder treffen, da diese sich gerade auf einem "Sozialen Praktikum" befanden. Eine unvergessliche Erfahrung für jeden Schüler, so lässt die Schulpropaganda verlauten, bei dem eine Woche lang mit schwerem Gepäck lange Märsche absolviert und Bauern geholfen werden muss. Ein weiterer Höhepunkt unserer China-Reise war in Wuhan auch die Besichtigung einer U-Bahn-Baustelle. 2012 soll diese, auch dank deutschem Know-How, fertiggestellt sein und das kollabierende Verkehrssystem der Millionenstadt Wuhan entlasten.

 

An einer der größten Baustellen konnten wir uns ein Bild machen, wie in China mit deutschen Tunnelbohrmaschinen von Herrenknecht gearbeitet wird. Hier konnten wir uns auch über die Berufschancen, die wir als Deutscher mit guten Chinesischkenntnissen in China haben, informieren. Für viele von uns eine interessante Frage: Arbeiten in China.

Von dem hohen Leistungsdruck an unserer Partnerschule und der schlechten Luft erholten wir uns dann, nach einer Woche chinesischem Unterricht auf China's Urlaubsinsel Hainan. Hainan, das ganz im Süden Chinas gelegen und auf demselben Breitengrad wie Hawaii gelegen, ist das Urlaubsziel aller Chinesen schlechthin. Fast jeder Chinese, der etwas auf sich hält, verbrachte schon mal ein paar Tage im subtropischen Klima Hainan's. Für uns war das aber nicht nur Palmen, Sonne und Sandstrand, sondern auch eine Erfahrung das andere China zu sehen, die Gegensätze. Dort in Wuhan die Fabriken hier das Urlaubsparadies. Am eigenen Leib haben wir durch unser chinesisches Reisebüro, das durch unsere Chinesischlehrerin Wen Mao-Eberbach, ihren Mann Jürgen G. Eberbach und den Deutschstudenten Zhong Yu Ming organisiert wurde, erfahren was es heißt eine Region wie ein chinesischer Pauschaltourist zu erleben. Und das ist durchaus kein Zuckerschlecken. Denn die Sehenswürdigkeiten auf Hainan sind genau auf die chinesischen Wunschvorstellungen angepasst. Man nehme etwas Disneyland, eine Prise Kultur, noch dazu etwas Sand und Meer oder wahlweise etwas Tierquälerei; fertig ist die perfekte Touristenfalle. Fairerweise muss man sagen, dass wir aber auch schöne Flecken abseits des Touristenstroms fanden, und uns so die eigentliche Schönheit Hainan's entdecken ließen.

Alle guten Dinge sind drei, deshalb legten wir noch einen zweitägigen Stopp in Shanghai ein. Shanghai, zu nächst einmal die traditionsreiche, ehrwürdige ehemalige englische Konzession, auf der anderen Seite aber auch das sterile, auf Hochglanz polierte Hochhausviertel Pudong. Hier besichtigten wir auch die höchstgelegene Aussichtsplattform der Welt, auf dem bislang noch höchsten Gebäude Shanghai's, dem World Financial Center, gerade rechtzeitig für uns riss die Wolkendecke dann auf und erlaubte uns einen wunderbaren Blick auf Shanghai.
 
Abschließend über unsere Eindrücke von Wuhan, Hainan und Shanghai, wo wir einen zweitägigen Stopp einlegten, können wir nur sagen: Es hat sich gelohnt! Wir sehen die Welt jetzt auch mit etwas andere Augen, mit denen eines Schwellenlandes der Gegensätze. Das fasziniert uns immer noch und wir würden jederzeit nochmals ins Land der Mitte reisen. Denn in vielen Dingen hat China uns allen die Augen geöffnet.
 
Jonas Schmid & Hannes Walzer